Damenballerinas

Der Schuhschrank einer Frau beherbergt viele verschiedene Bewohner: Ein guter High Heel streckt das Bein, der bequeme Sneaker begleitet zum Brunch oder zum Einkaufen, im Sommer umrahmt eine filigrane Sandale die frische Pediküre, und der allseits beliebte Ankle Boot trägt uns durch Herbst und Winter. Irgendwo dazwischen ist der Ballerina-Schuh angesiedelt. Ballerinas sind perfekt für Tage, an denen es schlicht, aber feminin zugehen soll – und vor allem flach. Nicht umsonst beherbergt so manche samstägliche Damenhandtasche Ballerinas als Wechselschuhe – für den Fall, dass der schicke Absatzschuh so sehr drückt, dass dringend etwas Bequemes her muss.

Der Schuh hat – wie sollte es auch anders sein – seinen Ursprung im Ballett. Abseits der Bühne ist er allerdings erst seit einigen Jahrzehnten zuhause. In den späten 1940er Jahren hatte die berühmte Schuhdesigner Rose Repetto einige Erfahrung in der Herstellung von Ballettschuhen gesammelt. Für ihren Sohn Roland Petite, der später als Tänzer Weltruhm erlangen sollte, hatte sie selbst Spitzenschuhe hergestellt. Diese gewannen rasch an Popularität und wurden bald von Ballettensembles weltweit geordert. Zum Durchbruch verhalf Signora Repetto jedoch eine Spezialanfertigung für keine Geringere als das Sexsymbol Brigitte Bardot.

Im Jahr 1956 war die Bardot gerade mit der Arbeit an ihrem Kultfilm „Und immer lockt das Weib“ beschäftigt. Bei Repetto gab sie ein rotes Paar Ballerinas in Auftrag, das sie im Film zu tragen plante. Der Film wurde ein riesiger Erfolg – und die schicken, bequemen Schuhe ebenso zum Hit. Das rote Schuhwerk der Bardot ging in die Massenproduktion und verkauftn sich wie geschnitten Brot. Als im darauffolgenden Jahr eine weitere Stil-Ikone, diesmal Audrey Hepburn, ein schwarzes Paar Ballerinas in ihrem Film „Funny Face“ zur Schau stellte, zementierte das den Kultstatus der Schuhe endgültig. Ähnlich wie das kleine Schwarze zählen die flachen Treter seitdem zu den Grundbestandteilen jeder stilvollen Garderobe.

In den Nullerjahren trug frau ihre Ballerinas bevorzugt zu Skinny Jeans. Runde, schlichte Modelle flanierten damals durch die Fußgängerzonen der Nation. Rasch trat jedoch eine gewisse Übersättigung ein und zahlreiche Schlappen fristeten fortan ein Schattendasein im hinteren Teil des Schuhschranks. Das änderte sich 2016. Nachdem flache, bequeme Sneaker wieder salonfähig geworden waren, rückten auch die Ballerinas wieder in den modischen Mittelpunkt. Spitze oder geschnürte Modelle, Metallic-Effekte und opulente Stickereien – Gucci sei Dank – beförderten den Schuh vom modischen Basic zum stylishen Blickfang.

Seit 2017 spielen auch runde Modelle wieder modisch ganz vorne mit; Samt und Satin sind nun die Materialien der Wahl. Ballerinas mit Blockabsatz spielen mit dem Kontrast zwischen maskulinen und femininen Elementen. Auch der großen Schwester, dem Spitzenschuh, hat man sich wieder angenähert. Die Primaballerina wird jetzt zum modischen Vorbild: dank Rosa, Millenial-Pink, Schleifchen und Schnürungen dürfen selbst gestandene Frauen noch einmal Mädchen sein. Marken wie Pretty Ballerinas, Tory Burch und Butterfly Twists sind bekannt für ihre wunderschönen, hochwertig verarbeiteten Modelle.